deesen

105 meter unter Normalnull

Serie

105 meter unter Normalnull

350 ft. below sea level / 105 m bajo el nivel del mar

Photoperformance at the Patagonian depression „Gran Bajo de San Julián” – February 2009

Die tiefste Senke der westlichen und der südlichen Hemisphäre

“Gesegnet sind diejenigen, die am Boden des Abgrunds stehen, denn von dort aus kann es nur noch aufwärts gehen“
Joan Manuel Serrat, Bienaventurados, 1987

Die Inszenierung basiert auf einem Wortspiel auf morphologischer, emotionaler und geografischer Ebene. Sie spiegelt das Gefühl der körperlichen Verzweiflung wider, in der man tiefer nicht gehen kann, durchzogen vom jenem Gefühl der Tiefen der Seele, der den eigenen Tiefpunkt erreichen lässt.

Nackt am tiefsten Punkt der südlichen und westlichen Hemisphäre zu stehen, mehr als hundert Meter unter dem Meeresspiegel und in völliger Einsamkeit den stürmischen Winden Patagoniens ausgesetzt, ermöglicht uns eine Vorstellung von den grundlegenden Prioritäten des Überlebens.

Der Abstieg zu dieser Lagune, die an der Oberfläche aus trockenem Sumpf besteht, aber innen schlammig ist (auf Spanisch nennt man „guadal“ ein Gebiet mit lehmigem Boden, der bei Regen schlammig wird), erfolgt fast unmerklich langsam und allmählich. Bis man im Augenblick des Versinkens im Schlick sich wie bei einer Krise fragt: Wie bin ich so weit abgesunken? Wie sokonnte ich das nicht rechtzeitig erkennen?

Von diesem mir bis damals unbekannten Ort erfuhr ich in einer depressiven Phase: nach der Weltfinanzkrise 2008 habe ich ohne konkretes Ziel und eher aus einer Laune heraus im Internet nach Depression-Argentina gegoogelt: das erste Ergebnis war das Gran Bajo (die Große Tiefe), und das weckte meine Neugier.

Die Satellitenaufnahme dieses eigentümlichen Ortes mit Koordinaten 49°35’52.0″S 68°19’52.3″W findet man hier.