“eine schöne landschaft musz zwar richtig seyn; die richtigkeit giebt ihr aber noch keine schönheit” (1)

Johann Wolfgang von Goethe, Brief an Charlotte von Stein 2, 343.

Die Serie „Unsafe Landscapes“ ist weit davon entfernt, eine umweltpolitische Vision zu sein, und untersucht vielmehr unsere eigentümliche Art der Wahrnehmung von Naturschönheit im 21. Jahrhundert. Wir betrachten unsere Umwelt nicht mehr durch eine längere und erfahrungsmäßige direkte Visualisierung, sondern flüchtig mit elektronischen Geräten.

Für Friedrich Nietzsche „erfüllt die Schönheit die Landschaft mit einem Zauber, der durch die Assoziation verschiedener Schönheitsurteile bedingt ist, ihrem Wesen aber völlig fremd ist“. Daraus folgert Nietzsche: „Ein Ding als schön empfinden heißt: es nothwendig falsch empfinden, denn, das Schönheits-Urtheil ist kurzsichtig, es sieht nur die nächsten Folgen“. (2)

In unserer Hilflosigkeit gegenüber diesen unterschiedlichen Schönheitsurteilen eignen wir uns Landschaften an, indem wir sie in Form von Fotografien, Filmen und oft auch mit unseren performativen Porträts innerhalb dieser natürlichen Schönheit interpretieren. Indem wir die Landschaft ikonografisch mediatisieren und in 2D auf einem Monitor betrachten, wird uns eine Distanz zugewiesen, die den Schmerz und die Panik mildert, zu wissen, dass wir kein erfahrbarer Teil unserer Mutter Erde mehr sind. Wir haben alle Schönheit der Landschaft in eine Kulisse verwandelt. Eine gefährliche neue Art der Myopie.

1 von Goethe, Johann Wolfgang. “a beautiful landscape must be right, but rightness does not give it beauty” / “un paisaje bello debe ser correcto, pero lo correcto no le asigna belleza”

2 Nietzsche, Friedrich – IV. Der Wille zur Macht als Kunst. 804. “Die Schönheits-Urtheile sind kurzsichtig, sie appelliren an unsre Instinkte, dort, wo sie am schnellsten sich entscheiden und ihr Ja und Nein sagen, bevor noch der Verstand zu Worte kommt.”