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I´m all face

Serie

I´m all face

Soy todo cara

Die Serie von Fotoperformances „I´m all face“ (Ich bin ganz Gesicht) reflektiert über die Wahrnehmung des Lebensraums der Ureinwohner der entlegenen Enden der Welt. Als „zivilisierte“ Nachfahren von Europäern erleben wir in unserer Kleidung die südlichen Landschaften anders als die Ureinwohner Patagoniens.

„I am all face“ steht für dieses einzigartige Gefühl des epidermalen Kontakts mit dem Wind in einer unberührten Naturlandschaft, die ohne Kleidung scheinbar unbewohnbar ist. Körper und Natur gehen eine direkte Verbindung ein.

In seiner “Reise eines Naturforschers um die Welt” erwähnt Charles Darwin eine bedeutende Passage des argentinisch-britischen Naturforscher und Ornithologe William H. Hudson:

“Wie Waterton habe ich festgestellt, das die Füße sich sehr freundlich der Erde anschmiegen, wie heiß oder kalt sie auch sein mag, und daß Schuhe, nachdem man sie für eine kurze Zeit abgelegt hat, so unbequem erscheinen wie eine Maske. Das Gesicht ist immer unbedeckt; warum findet die vermutete Wechselbeziehung nicht auf diesen Körperteil Anwendung? … “Ich bin ein einziges Gesicht”, sagte der nackte amerikanische Wilde, um zu erklären, warum er den rauhen Wind, der seinen zivilisierten Mitreisenden in seinen Fellen zittern ließ, nicht als unbehaglich empfand.“ 1

Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit schaffen die anfangs aggressiv wirkenden kalten Winde eine starke körperliche Verbindung mit der Umwelt. Das Ergebnis ist eine intensive Wahrnehmung des Lebensraums, ähnlich wie bei den Tehuelches, den mythischen Giganten Patagoniens. Die Kälte verschwindet und macht Platz für eine befreiende Erfahrung einzigartiger Natur, denn wer nichts trägt, hat nichts zu verlieren.

Mit den Worten Johann Wolfgang von Goethe: „Der wahre Mensch ist der nackte Mensch“.

Die Fotoperformances wurden in den patagonischen Anden des Nationalparks „Nahuel Huapí“ realisiert, dem ersten seiner Art in Südamerika.

1 Hudson, William Henry. Müssige Tage in Patagonien. Deutsche Erstausgabe: Butjadingen, 2010. Kap. XIII-Die Ebenen Patagoniens, S. 200-203